Drei mal Spaß!

Seit drei oder vier Jahren überlege ich, ob Triathlon auch eine Sportart für mich sein könnte. Nach einer durchwachsenen Leistung bei meinem -ansonst sehr schönen- Wien-Marathon, einer leichten, aber langwierigen Verletzung, und der Aussicht, aus beruflichen Gründen keinen Herbstmarathon laufen zu können, fiel für mich die Entscheidung: Ich werde Triathlet!Wechsaelzone
Zwei Probleme galt es bis dahin zu lösen: Erstens bin ich ein ganz schlechter Brustschwimmer, und Kraulen kann ich gar nicht. Das kann ich nur mit Trainingsfleiß lösen. Das zweite Problem ist das nicht vorhandene Fahrrad. Hier konnte ich nicht frei entscheiden, sondern musste auf das Wohlwollen meiner Frau hoffen. Auch hier hat sich Petra wieder als die starke Frau hinter einem begeisterten Ausdauersportler gezeigt, und hat mir mein Wunschrad mitfinanziert.
Damit war dann auch klar, dass mein erster Triathlon-Wettkampf in Celle sein würde. Das Training dafür habe frei nach Lust und Laune gemacht, wo bei ich besonders darauf geachtet habe mindestens zwei Mal pro Woche zu schwimmen. Beim Schwimm- und Radtraining habe ich auch technische Dinge geübt (Kraulen, Rad Schuhe während des Fahrens an und aus ziehen etc.), sonst habe ich ein typisches Ausdauertraining gemacht: Lange langsame Einheiten, Fahrtenspiele und Tempoeinheiten. Bei einigen Radtouren hat mich mein "Marathonspezie" Burkhard begleitet. Ebenso haben wir gemeinsam einen Probetriathlon gemacht, etwas kürzer als Celle mit einer Zeit von etwa 1:45h.
 Wasser1Die erwartete Zeit für den 26.08 war also unter zwei Stunden. Ich fand das schon recht mutig von mir, denn ich hatte noch keine Wettkampferfahrung. Insbesondere vor dem Schwimmen im Freiwasser mit vielen anderen bei 19°C hatte ich richtig Muffe. So habe ich dann mit gewisser Aufregung am Abend vorher meine Sachen zusammen gesucht. Einen Haufen für vorher, einen fürs Schwimmen, einen fürs Radfahren...   Irgendwie war dann die Sporttasche gepackt. Soviel Nervosität kenne ich von mir gar nicht, und mir war klar, dass die Nacht nicht nur mit kurzem, sondern auch mit schlechtem Schlaf vorbei gehen würde. Früh morgens machten Petra und ich uns auf den Weg nach Celle, d.h. Petra ist gefahren, und ich habe ein Brot im Auto gegessen. Die Schilder, die uns den Weg zum Otto-Schade-Stadion gezeigt haben, waren sehr klein, aber wir kamen ohne Umwege auf einen guten Parkplatz. Überall Autos mit Fahrradträger, die Straße voll mit Triathlonrädern, das sorgte bei mir nicht gerade für Ruhe. Bei der Startnummernausgabe brauchte ich nicht anstehen, und nach dem ich meine Tüte mit den Startnummern für mich und mein Rad in Händen hielt, wollte mich auch gleich eine nette Frau anfassen, und mir meine Startnummer auf den linken Oberarm schreiben. Im vorüber gehen traf ich noch Burkhard, der seinen Helm zu Hause vergessen hatte. Auf dem Weg zu Wechselzone hörte man schon von weitem die Stimmen der Helfer : "Helm aufsetzten und schließen". Zuerst habe ich das nicht verstanden, ist aber Bestandteil des Rad-check-in. Ein geübter Blick über das Rad, testen der Bremsen und schon hat mich der "Radchecker" mit einem freundlichen:"Viel Spaß" in die Wechselzone eintreten lassen. Jetzt hatte ich schon das Gefühl ein Triathlet zu sein ;-). Die "Haufenpackmethode" hat sich bewährt, und meine Wechselzone war in einer annehmbaren Zeit eingerichtet. Nach der Wettkampf Besprechung (starke Strömung in der Aller etc.) traf ich dann wieder den (behelmten) Burkhard. Nachdem er alle Vorbereitungen getroffen hatte, machten wir uns auf den Weg zum Start. Mein Puls hatte sich völlig geirrt. Als wir an der Einstiegstelle an der Aller angekommen waren, hatte ich mich noch nicht körperlich angestrengt. Trotzdem raste mein Läuferherz. Wasser2
Überflüssige Klamotten ausziehen, Veranstalter-Badekappe anziehen und ab ins Wasser. Jetzt fühlte ich mich nicht mehr als Triathlet, sondern als kleiner Junge: Total aufgeregt ringe ich im kalten Wasser nach Luft, und die andere Uferseite, wo man auf den Startschuss wartet, habe ich wegen der Strömung nicht erreicht. Nach dem Startschuss bin ich, glaube ich, als letzter der ersten Startgruppe unter dem Startbanner durchgeschwommen. Mein Bewegungsablauf hatte mit viel Fantasie etwas mit Schwimmen zu tun, aber nix mit Sport. Erst kurz vorm Ausstieg musste ich nicht mehr nach Luft ringen, wenn ich den Kopf unter Wasser hatte. Auf den letzten Metern kann ich mich mit vernünftigen Schwimmzügen auf den fünftletzten Platz vorarbeiten, verliere dann aber wieder einen, weil mich die Strömung am Ausstieg vorbei zog. Als ich endlich wieder festen Boden unter den Füssen habe, riskiere ich einen Blick auf die Uhr: 8min!? Meine Bestzeit für die 600m war bisher knapp unter 14min.. Ich war auch nicht so kaputt wie sonst nach dem Schwimmen. Auf dem Weg in die Wechselzone konnte ich noch ein paar Mitstreiter überholen.
RadDen Wechsel zum Radfahren bin ich oft im Kopf durchgegangen, genauso habe ich ihn auch durchgezogen! Anfänglich habe ich auf der Radstrecke ausschließlich überholt, dann kamen aber die "Profis" aus den nachfolgenden Startwellen. Das man eine Strecke ohne auf Autos zu achten durchheizen kann, war für mich neu, und hat riesigen Spaß gemacht. Ich konnte fast die gesamte Tour in der Aeroposition durchfahren, und habe eine Durchschnitts-Geschwindigkeit von fast 32 h/km erreicht. Kurz vor der zweiten Wechselzone verläuft die Rad- und Laufstrecke parallel, und so konnte ich den Führenden überholen- also er lief, und ich radelte. Als ich das Ende der Radstrecke erkenne nehme ich das Tempo raus, und ziehe mir schon die Radschuhe aus. Dann geht es auf Socken mit Rad quer über den Sportplatz zur Wechselzone. Meine Beine sind gedanklich noch beim Radfahren. Nur mit Mühe kann ich einen Knoten in den Beinen mit eingebundenem Alurahmen verhindern.
Nach dem ich aber meine Laufschuhe an den Füßen habe, wissen die Beine wieder, was sie zu tun haben. Schnell bin ich wieder im Wettkampfpuls! Nach nicht ganz zwei Kilometern überholt mich ein netter Zeitgenosse mit dem Komentar:"Anschluß halten". Nun gut, wenn ich mich dabei nicht überpace. Meine Zwischenzeiten kann ich vergessen, denn das System hinter den Kilometeranzeigen habe ich nicht verstanden. Irgendwann war ich an der o.g. Passage, und wieder Überhole ich- die letzten auf der Radstrecke waren wohl ziemlich fertig. Gleich danach biegt man ins Stadion auf die letzten 500-600 Meter. Ich erkenne meinen "2km-Freund" wieder, und denke mir, er freut sich bestimmt, wenn er noch vor dem Ziel erfährt, dass ich Anschluss gehalten habe ;-). Noch vor der Zielkurve überhole ich ihn mit meinem gewohnt guten Schlussspurt.Laufen
Nach 1:41:22h bin ich im Ziel. Schade - schon vorbei. Was für ein Sport !!
Nach einem Marathon bin ich im Ziel gerne erst mal für mich, aber ich bin so euphorisch, dass ich froh bin, gleich mit Petra sprechen zu können. Spargelsprinterin Beate ist mit ihrem Mann zum anfeuern gekommen. Das habe ich auf der Strecke nicht mit bekommen, aber im Ziel kann man auch viel besser plaudern, und Burkhard ist mittlerweile auch schon im Ziel (12min. nach mir gestartet, 6min nach mir im Ziel).
Noch ein paar Worte zur Veranstaltung: Man merkt, dass hier keine Anfänger am Werk waren. Obwohl ich das erste Mal bei einem Triathlon teilgenommen habe und furchtbar aufgeregt war (wie gesagt, für mich ganz untypisch), habe ich die Abläufe sofort kapiert. Die originelle aber unaufdringliche Moderation hat sehr zum Wohlfühlen auf dem Sportplatz beigetragen. Den ehrenamtlichen Helfern muss man immer dankbar sein, diesmal hatten sie für mich eine besondere Bedeutung. Eine unaufmerksame (oder ignorante?) Autofahrerin wollte mich incl. Rennrad als Kühlerfigur. Dies haben aber zwei aufmerksame Streckenposten verhindert.
Was hatte der Radchecker gesagt? Viel Spaß? Ja! Den hatte ich!

Berni

Spargelsprinter






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