Vor einem Jahr war ich in Berlin
als Zuschauer und unterstützte meine Freunde aus Österreich,
ich war doch sehr angetan von der Atmosphäre
und dem ganzen drum und dran und sagte zu den Freunden, also hier
würde ich auch gern mal laufen.
Anfang April meldeten wir uns an und so standen die letzten Monate
im Zeichen meines ersten Marathons.
Am Samstag den 25. September 2004 reiste ich mit dem Zug nach
Berlin, etwas aufgeregt war ich schon, denn der Tag X stand bevor und
eine
innere Unruhe konnte ich nicht verbergen. Die verflog
schnell als ich mit meinen Freunden zusammentraf, wir erzählten,
fachsimpelten und
waren gemeinsam auf der Messe und so war man mitten in der
Läuferscharr.
Auf der Messe, man möchte es nicht für möglich
halten, bei den hunderten von Sportlern traf ich zwei unserer
Spargelsprinter Berni und Ralf,
da gab es erst mal ein grosses Hallo. Berni hatte sich
Unterstützung von zu Hause mitgebracht, seine Frau Petra, sie
bekam gleich meine Digitalkamera
in die Hand gedrückt, um uns gemeinsam im Bild für unsere
Spargelsprinterwebseite zu fotografieren.
Am Abend stand dann eine Einladung zur Nudelparty bei den
Herbergseltern meiner Freunde an, aber ich bekam ausser einer trockenen
Scheibe Brot
und mehreren Tassen Kamillentee nichts hinunter. Mir war die
ganze Aufregung auf den Magen geschlagen, nur gut, dass ich die Woche
über meine
Kohlenhydratspeicher schon aufgefüllt hatte. Die Nacht
war auch sehr kurz, aber bei einer gemütlichen Tasse Kaffee und
einem Rosinenbrötchen
mit Honig ging es mir gleich besser.
Gemeinsam mit meinen Freunden Helmut, Heinz Peter und dessen
Freundin Christine begaben wir uns zur U-Bahn Richtung
Siegessäule, inzwischen
hatte es angefangen zu nieseln und ich war doch am zweifeln, ob ich
mich nicht hätte wärmer anziehen sollen, aber dafür war
es nun eh zu spät.
Eine Mülltüte hielt wenigstens ein bisschen warm, bis zum
Start war noch genug die Zeit und so sahen wir den Läufern aus
Kenia bei ihrem
Aufwärmprogramm zu und waren gleich ein bisschen abgelenkt.
Dann war es endlich soweit, 9:00 Start,
in unserem Block F war so ein Getümmel und Andrang, so dass
wir zu Beginn noch mitten in den Zuschauerreihen standen, aber Panik
machen galt nicht.
Inzwischen war ich auch schon in heller Vorfreude, endlich ging es
los, ich hoffte nur von Seitenstechen verschont zu bleiben und anderen
Beschwerden.
Die Vorbereitung war optimal verlaufen und wir hatten uns eine
Zeitvorgabe von 4:36 gegeben, wir wollten in der Gruppe das Ziel
erreichen.
Die beiden Männer liefen bereits zum elften Mal in Berlin und
strahlten eine Ruhe aus, die sich auf uns Debütantinnen
übertrug. So liessen wir es ruhig angehen,
für den Fall dass wir uns aus den Augen verlieren, was bei den
tausenden von Läufern gut möglich gewesen wäre, hatten
sie sich an ihre Trinkrucksäcke
orange Luftballons gebunden und somit gut zu erkennen.
Deshalb wurden wir auch des öfteren angesprochen, ob sie
Tempoläufer sind, dann kam die Antwort
ja sind wir, aber nur für die beiden Frauen. Tja wie
die Top Läufer hatten wir auch unsere Pacemaker, aber auch
Wasserholer.
Trotz des ungemütlichen Wetters, was mir nicht so liegt, es
nieselte teilweise und war doch recht kühl, ich denke mehr als 12
Grad waren es nicht,
säumten Hunderte von Leuten (in der Zeitung schrieb man von fast
einer Million) die Strassen.
Zu Beginn lief es recht gut, nach zwei Kilometern hatte ich mich
warm gelaufen, das Feld hatte sich auch etwas gezogen und wir vier
liefen unser Tempo.
Irgendwie vor Aufregung und vom vielen gucken vergass ich
regelmässig zu trinken, ausserdem fand ich es eher kühl und
merkte bei km 18,
dass es nicht so rund lief, dabei war noch nicht mal die Hälfte
geschafft, da kamen leise Zweifel auf. Da war ich froh nicht allein zu
laufen,
meine Freunde munterten mich auf und achteten darauf, dass ich mich
regelmässig bei den Verpflegungsstationen versorgte
bzw. sie lieferten Wasser und Bananen.
Dies war der einzige Punkt, wo ich ein Tief hatte.
Auch die Anfeuerungsrufe der Zuschauer an den Strassen, es gab
eigentlich kein Abschnitt, wo nicht Leute standen, taten gut. Teilweise
ausgestattet mit Kochtöpfen,
Tröten, Rasseln und anderen Instrumenten trieben sie einen voran.
Natürlich nicht zu vergessen die vielen Bands, vor allem Jazz war
angesagt,
wo wir am liebsten stehengeblieben wären, um mehr zu hören.
Genau diese Atmophäre hatte ich letztes Jahr schon so toll
gefunden und manche Punkte die ich als Zuschauer aufsuchte, erkannte
ich nun als Läuferin wieder
und war mittendrin, ein tolles Gefühl.
Da flogen die Schilder mit den km Angaben an einem nur so vorbei,
im Training war ich maximal 26 km in 2:30 gelaufen, als ich
bei km 30 war, dachte ich,
nun wo steht der Mann mit dem Hammer. Aber ich traf ihn
nicht, gut trainiert wie ich war, war das Tempo für mich
wahrscheinlich zu langsam,
bei einem Durchschnittspuls von 134 war es ein lockerer Lauf für
mich.
Für andere lief es da schon nicht mehr so rund, einige gingen
bereits oder sie standen am Strassenrand, um sich die Beine zu
massieren.
Bei uns viern lief es rund, Heinz Peter achtete auch darauf, dass
wir unsere km im gleichmässigen Tempo abspulten, so fingen wir bei
km 35 an,
dass Feld von hinten aufzurollen, dies motivierte einen auch.
Wir wurden natürlich auch überholt, ein Freund aus
Göttingen mit ihm wechselte ich noch schnell ein paar Worte, er
fand das Wetter optimal.
Ich hätte mir vielleicht ein langes Shirt
anziehen sollen, denn so recht warm wurde mir nicht, aber ich hatte
mich
für unser Spargelsprinter Shirt
entschieden und prompt wurde ich darauf ein angesprochen.
Ein älterer Läufer lief vorbei und rief mir zu, er wäre
auch aus Burgdorf.
Irgendwann war es nur noch ein geniessen des Laufes in der Menge,
die Zuschauer jubelten uns zu und es war ein schönes Gefühl
und auch wenn ich langsam die km in den Beinen spürte, so
machte dies mir nichts aus.
Die Krönung war dann die Strasse unter den Linden, wo die
Stimmung einen durch das Brandenburger Tor trug, kalte Schauer liefen
mir den Rücken runter.
Erstmalig hatten die Veranstalter eine Tribüne für 3000
Zuschauer aufgebaut und dies trug zur super Stimmung bei.
Dann war es nicht mehr weit bis ins Ziel, unverkrampft und locker
liefen wir eine Zeit von 4:31:10!!!
Ich denke für den ersten Marathon o.k.,
auch wenn sicher eine bessere Zeit möglich gewesen wäre, aber
die Zeit war zweitrangig. Das Ereignis als solches zählte.
Wir hatten es alle geschafft,
innerlich jubbelte ich und war stolz auf mich, ich hatte meinen ersten
42er geschafft und ohne an meine Leistungsgrenzen gehen zu müssen,
einfach locker laufen war die Devise und das Volksfest geniessen.
Wir fielen uns dann in die Arme, aber nicht vor Erschöpfung,
sondern vor Freude, wir Frauen dankten natürlich unseren "Hasen",
ich bin mir nicht sicher, ob ich auch so ein Rennen hätte allein
laufen können, zumindest hätte ich nicht so viel Freude
gehabt, da bin ich mir sicher.
Im Ziel bekamen wir dann unsere Finishermedaille umgehangen und
eine Wärmeplane, die Anstrengung spürte ich erst später,
in dem Moment war alles super.
Dann stärkten wir uns bei den aufgebauten Ständen mit
Bananen, Brot, Wasser und Tee, mir war schon wieder kalt und da tat
dies gut.
Dann sind wir gleich nach Hause, da dort die Sauna bereits
wartete, dies tat gut,
am Abend war ein gemütliches Essen beim Japaner angesagt und
dies war ein schöner Ausklang.
Am Montag hiess es dann Abschied nehmen von meinen Freunden und
Berlin, auf dem Bahnhof traf ich Berni und Petra, na dies
war eine nette Überraschung,
wir fuhren gemeinsam nach Hannover. Zu dritt teilten wir uns zwei
Plätze, da ich keine Reservierung hatte, ich dachte ein
Plätzchen wird sich für mich schon finden.
So verging die Zeit bis Hannover wie im Fluge, da wir
natürlich nur ein Thema hatten,
Petra hatte mich sogar im Läuferfeld gesehen, Berni bat mich
ein paar Gedanken aufzuschreiben, was ich hiermit gern tat.
In Berlin lief ich meinen ersten Marathon, nun bin ich schon am
überlegen, ob ich im nächsten Jahr in Hamburg starte. Dort
soll auch eine tolle Atmophäre sein.
Fazit: Berlin ist eine Reise wert, nicht nur für shopping,
sondern auch um dort MARATHON zu laufen!!!